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Crossout ist das postapokalyptische MMO-Actionspiel, in dem Du deine einzigartigen Kampfmaschinen aus unzähligen austauschbaren Teilen zusammenbauen kannst, sie direkt ins Gefecht führst und deine Feinde in explosiven PvP-Online-Schlachten in der Luft und am Boden zerstörst!

Leitstern: Durch das “Schlüsselloch”

Adam warf den Kopf zurück, leerte den riesigen Becher in ein paar kräftigen Schlucken und runzelte die Stirn, als ob er Schmerzen hätte.

— Verdammt, Myers! — rief er dem "Schlüsselloch"-Barkeeper zu, der unter dem Tisch die Scherben des Geschirrs zusammenkehrte. — Wie kannst du Leute mit diesem sauren Zeug vergiften?

— Wenn du es nicht magst, trink es nicht, — erwiderte Myers ruhig und fuhr mit seiner Benutzung des Handfegers fort. — Wenn du ein richtiges Bier willst, bring’ die Lunatics dazu es zu teilen. Und besorg uns ein paar Fässer, wenn du so mutig bist.

— Nein, ich verzichte, — antwortete Adam traurig. Er warf einen verstohlenen Blick auf Florence und Steve, die neben ihm saßen, und fuhr in einem gespielt vorsichtigen Ton fort. — Außerdem fahren wir in den Urlaub. Wir werden endlich wieder gut schlafen können! Wir werden höchstens ein paar leichte Jobs annehmen, wie mit den Scavengers auf Raubzug für mehr Schrott gehen. Ein paar Meter Draht verkaufen, einen Generator... Wir müssen ja nicht ewig Helden sein, oder?

— Adam, komm schon,— brummte Stephen plötzlich.

— Hör auf, so zu tun, als wäre nichts passiert, — unterstützte Flo ihren Bruder. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte tief. — Seien wir ehrlich: Wir haben Angst. Adam, zum ersten Mal in unserem Leben haben wir bei einer Mission versagt.  Wir sind von der Route abgekommen und haben gegen den Vertrag verstoßen!

— Da geht das Zielfernrohr für mein Geschütz...

— Du wirst es überleben, — unterbrach Florence ihn. — Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass wir gerade noch rechtzeitig rausgekommen sind. Ich hoffe, wir wir stehen jetzt nicht in ihrer Schuld.

— Das macht doch keinen Sinn, — sagte Stephen aufgebracht. — Wir sollen mit 200 Sachen fahren, mit den Rädern den Boden aufwühlen, Schießpulver und Benzin einatmen, und nicht hier im "Loch" unserer Hintern wärmen... Wann hat das alles angefangen? Wann haben wir angefangen, einen Kampf aus dem Weg zu gehen?

— Als wir sahen, gegen wen uns das Syndikat ausgesendet hat.

Steve starrte mürrisch in seinen Becher. Adams Flüstern entschärfte die Spannung, die unheilvoll über dem Trio hing.

— Leute, ich glaube, jemand belauscht uns. Die Dame im Kapuzenmantel beobachtet uns schon seit einer halben Stunde... Nicht hinsehen, Steve! Na, herzlichen Glückwunsch: Du hast uns verraten.

Aus den Augenwinkeln starrte Flo die Fremde an. Sie hatte die Kapuze ihres lockeren Gewandes über die Schultern geworfen und enthüllte einen Schopf widerspenstiger, eng gedrehter Locken. Sie blinzelte mit ihren dunklen, leicht schräg gestellten Augen und ging mit leichtem, federndem Schritt geradewegs auf die verwirrten Raider zu und setzte sich entspannt neben Steve. Er konnte den Geruch von verbranntem Zucker und Straßenstaub in ihrem Gesicht riechen.

— Emm ... Kennen wir uns? — Adam hob verblüfft eine Augenbraue.

— Wir? Das bezweifle ich. Mit meinen Kollegen? Wahrscheinlich.

Etwas schimmerte im langen Ärmel der Fremden. Flo erkannte ein Metallmedaillon, das sie in ihrer Handfläche hielt.

— Der Orden des Gefallenen Sterns, — vermutete der Söldner. — Du bist ein Entdecker, richtig?

— Wissen besiegt die Angst, — antwortete sie und berührte in einer rituellen Geste ihre Stirn.

— Oh, du bist eine der “Gesternten”! — bewunderte Steve und schob schnell die traurigen Gedanken über den Verlust von Geld und Ansehen beiseite. — Myers! Bring’ deinen Spezialtreibstoff mit, mein Lieber.

— Nicht,— Die Sucherin schüttelte den Kopf und ließ eine Wolke aus dicken Locken majestätisch aufsteigen. — Solange das Unerkennbare existiert, ist ein klarer Verstand das alleinige Privileg der Überlebenden. Und der beste Kompass für meine Suche.

— Und was ist es, das du im “Schlüsselloch” suchst?" — fragte Adam, nachdem er einen Moment abgewartet hatte.

— Neuigkeiten, — wandte sich die Sucherin an ihn. Sie trug keine Maske, so dass die Raider ihr bräunliches Gesicht mit den unerwartet zarten Zügen sehen konnten. — Im Ödland vergeht die Zeit anders: Wenn man sie nicht im Auge behält, beginnt die Geschichte von vorne. Ich war schon lange nicht mehr in diesen Regionen. Als ich zurückkam, sah ich ein völlig anderes Tal — nicht das, was ich zu kennen glaubte.

— Was gibt es da zu wissen? — murmelte Steve, unzufrieden mit der Absage. — Die "Mandrakes" sind wieder in aktiv geworden, in der Nähe der östlichen Sendeanlagen wurde wieder eine Straßensperre gesprengt...

— Und es gibt ein gewisses östliches Syndikat, das eine ehemalige Metropole besetzt hält — fügte die Entdeckerin hinzu. Es rekrutiert ganze Trupps von Überlebenden und schickt sie in Konvois ins Ödland. Ich habe gehört, wie ihr darüber gesprochen habt. Ihr arbeitet also auch für es?

— Nicht mehr. Es gab nichts, was die Mühe wert gewesen wäre.

—  Natürlich, —  grinste die Reisende.

Sie warf achtlos eine Haarsträhne hinter ihren Kopf und beobachtete interessiert die säuerlichen Gesichtsausdrücke der Gruppe.

— Die Neonverzierung an euren Veteranen ist... eingängig. Also beschloss ich, herauszufinden, wer die ausgeklügeltsten gepanzerten Autos hier besitzt. Berufliche Neugierde.

Die Entdeckerin trommelte mit den Fingern auf den Tisch.

— Das Syndikat scheut keine Kosten für ihre Söldner. Warum brauchen sie so viele Männer?

— Tut mir leid, aber sie haben vergessen, es uns zu sagen,— Adam schnitt eine Grimasse. — Was geht dich das überhaupt an?

— Der Orden der Entdecker studiert die Überreste der Menschheit, — sagte die Frau mit dem Medaillon ruhig. — Wir haben Gerüchte über ungewöhnliche Aktivitäten von Überlebenden in den verlorenen Territorien jenseits des Tals gehört. Bisher waren nur Nomads in dieses Gebiet aktiv – der Ort ist zu gefährlich für einen normalen Menschen. Und jetzt kommen Welle für Welle Syndikats-Söldner dorthin. Ich möchte wissen, was sie vorhaben. Vielleicht gibt uns der Oberste Archon einen Hinweis? Wir müssen neue Daten in die Chroniken einfügen.

— Dein Archon scheint den Verstand verloren zu haben, — sagte Florence mit heiserer Stimme. — Ich erzähle dir, warum sie Menschen brauchen: Das Syndikat wirft sie gegen eine Armee von Kampfmaschinen. Drecksarbeit für Fremde — Einzelgänger, Schläger, verzweifelte Siedler, die nicht einmal richtig zielen können... Keiner vom Syndikat ist je mit ihnen mitgekommen.

— Wir haben den Grund nicht gleich verstanden, — gab Adam widerwillig zu. — Zuerst haben wir ihnen nur geholfen, Leute zu rekrutieren. Bis wir selbst in einen dieser Überfälle verwickelt wurden...

Florence biss die Zähne zusammen.

— Ich bin keine Prinzessin. Ich bin an Blut und Ruß gewöhnt, und ich weiß, was man tun muss, um zu überleben. Aber diesen Alptraum kann ich nicht vergessen! Der monströse Ravager nähert sich einer Phalanx gepanzerter Fahrzeuge und lässt ein Sperrfeuer aus glühendem Plasma auf sie los... Die Luft riecht nach brennendem Fleisch... Das Syndikat kauft Kanonenfutter.

— Ravager mit Energiewaffen? — Fragte die Entdeckerin. — So ein Exemplar habe ich noch nie gesehen. Und ich habe keine Erwähnung von ihnen in den Archiven gesehen. Seid ihr sicher, dass ihr die Technologie richtig benennt?

— Weißt du was? Geh einfach selbst dorthin, — Adam erhob sich vom Tisch. — Du kennst die Koordinaten. Du glaubst uns vielleicht nicht, aber wenn du so schlau bist, wie du denkst, wirst du herausfinden, was die Technologie ist.

Florence und Stephen rückten auch mit ihren Stühlen.

— Heute ist wieder ein Todesschwadron zu einem Raubzug aufgebrochen. Wir mussten mit ihnen gehen. Aber wir sind nicht "Gesternt".

Steve wandte sich zum Gehen um und wiederholte aus irgendeinem Grund geistesabwesend:

— Schreibe das in deine Chronik: Wir sind nicht verrückt genug, um für jemand anderen zu sterben.


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13 Mai 2021
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