Clean Island. Teil II
Es ist nicht ungewöhnlich, dass man zittert, wenn man mitten durchs Nirgendwo fährt. Gute Stoßdämpfer sind heutzutage nur noch schwer zu bekommen. Aber es störte Gurt nicht, dass er gelegentlich mit dem Kopf an das niedrige Dach der Kabine stieß. Er war aufgeregt, gespannt und zu Höchstleistungen bereit — schließlich war er mit dem Häuptling unterwegs! Pete, der die Begeisterung in den Augen des Kämpfers sah, beschloss, dass es sich lohnte, ihm die Situation zu erklären.
— Hör zu. Du kommst mit, weil nur du und ich auf die Insel gehen. Der Rest von uns wird am Strand warten, okay?
— Ganz wie du willst! Warum? Ist es so unheimlich da draußen? Was ist das überhaupt für ein Ort?
Pete hielt inne und starrte nachdenklich auf die Straße vor ihnen. Dann, offensichtlich darauf bedacht, Gurt wissen zu lassen, was los ist, sagte er: "Es gibt dort nichts, was krabbeln, laufen oder springen könnte, wenn du das meinst. Der ganze Ort ist fantastisch, die Landschaft ist wunderschön, einfach ein Stillleben. Wir wollen nur keine unnötige Aufmerksamkeit auf sie lenken."
— Also, wie kommen wir auf die Insel? Wir haben doch keine Hover, oder? — Gurt hatte einmal von solchen wundersamen Geräten gehört, die über dem Boden schweben, statt über ihn zu schaben.
— Sowas brauchen wir nicht, es gibt noch Reste der Brücke zum Festland. Sie ist ein Scherbenhaufen und ich glaube nicht, dass wir mit den Schwergewichten durchkommen. Aber wir müssen es. Wenn wir von der Brücke fallen, sind wir tot. Ringsherum ist nichts als Säure. Im See ist kein Wasser. Aber es gibt Wasser auf der Insel.
Als nächstes hörte Gurt vom Häuptling eine Geschichte über einen Ort, der meist Clean Island genannt wird. "Nur ist es ein bisschen schlammig drum herum, hehe", fügte Pete hinzu. Er erzählte ihm, dass es sich bei dem Ort um die Ruinen einer Wasserreinigungsfabrik handelte, die vor dem Kataklysmus errichtet worden war. "Diese Fabrik und ich sind fast gleich alt, sozusagen", sagte Chief mit einem gewissen Stolz in seiner Stimme. — Die Eierköpfe dort, von den Dawn’s, reparierten die Wasserreinigungsfilter vor ein paar Jahren. Sie pflanzten Gemüse, Kartoffeln und so und lebten fast wie in der alten Welt!"
Gurt glaubte nicht, dass jemand wirklich Kartoffeln anbauen konnte. Er kannte das nur aus den Geschichten von alten Menschen, die es geschafft hatten, bereits vor dem Crossout zu leben und auch danach überlebt hatten. Aber er wollte wirklich nicht mit dem Häuptling streiten, also hörte er einfach weiter zu.
"Sie haben nicht lange auf dem ganzen Zeug gesessen", fuhr Pete mit seiner Geschichte fort. — Solche Wunder sprechen sich schnell herum, und es gab viele Leute, die einen solchen Ort in die Finger bekommen wollten. Das einzige Problem war, dass niemand genau wusste, wo die Insel lag. Und dann war es an einem vieräugigen Mann, der sie verraten hat. Lloyd heißt er oder so. Er hat irgendeinen Streit mit den Dawn’s, ich weiß es nicht. Aber er ließ die Koordinaten dieses Ortes an jeden durchsickern, der sie wissen wollte. Sicherlich ist jede Gang im Bezirk auf den Plan getreten, um die Eierköpfe zum Teilen zu bewegen", knurrte Pete. — So wie ich."
— Warum hat Lloyd sie verraten? Sicherlich nicht nur aus Hass. - Gurt wagte es, die Geschichte zu unterbrechen.
— Ich habe gehört, dass er diese Filter aus der Fabrik gestohlen hat, während die Inselbwohner damit beschäftigt waren die Angriffe abzuwehren. Aber ich kenne ihn, er wollte ihnen vielleicht eine Überraschung bereiten, das gebe ich zu", sagte Pete, mit unverhohlener Bewunderung in der Stimme. — Er ist eine Ratte!
Der Häuptling schwieg eine Weile, offensichtlich inspiriert von der heroischen Geschichte, die er erzählte. Auch Gurt schaute schweigend durch den Spalt in der Panzerung auf die Straße. Ringsherum tauchte gelegentlich kleine Vegetation auf, und das konnte nur eines bedeuten — sie kamen dem Ziel näher.
— Und was geschah mit der Insel? Wem gehört sie jetzt?
— Niemandem! Niemand kann sie halten. Es gibt nur noch einen funktionierenden Filter, aber sobald jemand die Insel besetzt, kommen sofort andere, und das Gemetzel beginnt. Jemandem Starken zu erlauben, dort Fuß zu fassen, bedeutet, eine Wasserquelle für den Rest des Bezirks zu verlieren, verstehst du, was ich meine? Sie gehen in kleinen Gruppen, damit sie die anderen nicht provozieren. Wir haben nicht so viele Kämpfer, um Überfälle zu organisieren, aber wir brauchen eine Menge Wasser. Also muss alles schön sauber ablaufen, — antwortete Pete in einem ernsten Ton. — Die Insel wird ständig beobachtet, und wenn die sehen, dass ein ganzer Trupp in die Anlage fährt, werden sie bestimmt anfangen zu petzen.
Für den Rest des Weges herrschte Schweigen, sowohl beim Häuptling als auch bei Gurt. Pete schien über die Details eines Plans nachzudenken, eine riesige Zisterne mit Wasser von der Insel zu schmuggeln, während sein auserwählter Helfer versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass der Plan nicht unverschämt und verrückt, sondern genial war, und dass sie beide sicher ohne einen Kratzer zu ihren Kameraden zurückkehren würden. Doch so recht wollte er nicht daran glauben.
***
"...In Ordnung, lass uns loslegen. Nimm ein paar 12er Schraubenschlüssel, ein Brecheisen, einen Generator und eine Winde aus dem Wagen und schlepp sie ins Auto. Ich werde die Leute einweisen, damit sie sich nicht einmischen, und dann fahren wir los."
Mit diesen Worten stieg Pete aus dem Wagen und bewegte sich auf die Menge der Lunatics zu, die nach und nach aus den gepanzerten Fahrzeugen ausstiegen. Gurt brachte alles mit, was der Chef aufgelistet hatte, und beschloss, ein wenig umherzulaufen, um seine steifen Beine zu vertreten.
Die Gruppe hielt an der Spitze einer Klippe an, die sich weit in beide Richtungen erstreckte. Am Fuß der Klippe begann ein See von einer für diese Orte ganz natürlichen rötlichen Färbung — Säure. Im mittleren Teil dieses giftigen Sumpfes gab es tatsächlich ein kleines Stück Land, das ungewöhnlich reich an Grün war. Zwischen dem hohen Gras und den Büschen standen mehrere graue Kästen, offenbar die Gebäude einer Wasseraufbereitungsanlage.
Der weitere Weg führte über eine baufällige Brücke, die direkt zur Insel führte. Jetzt sah Gurt mit eigenen Augen einen weiteren Grund, warum Pete die Gruppe nicht mit voller Kraft in einen Überfall führen wollte. Aus dem zerfallenen Brückengerüst ragten verbogene Bolzen aus Betonstahl, und das laute Knarren der im Wind schwankenden Stützen ließ nicht darauf schließen, dass die Konstruktion auch nur das Gewicht eines Menschen, geschweige denn eines schweren Panzerwagens aushalten würde. Aber solange Pete zuversichtlich war, dass sein Wagen hier vorbeikommen würde, war Gurt bereit, es zu versuchen.
Der Kämpfer war sich durchaus bewusst, dass die Chancen, heil zurückzukehren und einen vollen Wassertank mitzunehmen, gering waren. Aber Petes Zuversicht in Bezug auf diesen Auftrag gab auch Gurt Kraft. Schließlich hatten sie keine andere Wahl, und er hatte sich schon lange gewünscht, sich irgendwie vor der Gang zu beweisen. "Eine Reise zu dieser Clean Island sollte mein Erfolg werden", schloss Gurt gedanklich.
— Also, wo bist du? Komm schon, wir haben nicht viel Zeit, — Pete hatte seine Rede an seinen Untergebenen bereits beendet und wartete nun am Auto auf den Kämpfer. — Es ist an der Zeit, die Gegend daran zu erinnern, wer die Lunatics sind!
Gurt erwachte aus seinen Gedanken und eilte zum Panzerwagen. Man darf den Chef nicht zu lange warten lassen.