Die Wiege der Schlange. Kapitel 2. Tachyon
Die beleuchtete Rennstrecke fiel Tachyon ins Auge. Das Dawn’s Child beobachtete, wie die funkgesteuerte Kopie eines Autos vorwärts raste, Hindernisse überwand und versuchte, die Worte seines Ausbilders aus dem Kopf zu bekommen — vergeblich.
“Schäme dich nicht für die Zeit, die du zum Ausruhen brauchst — selbst der genialste Verstand muss neu ausgerichtet werden. Jede Sekunde der Ruhe kann dich zu einer Entdeckung drängen, die vorher undenkbar schien”.
Mit einem Grinsen entfernte sich Tachyon von der durchsichtigen Trennwand und verließ das alte Testgelände, das nun den Dawn’s Children als Unterhaltungsplattform diente, auf der die Testbauten wunderschön zur Explosion gebracht werden konnten. Was würde der Mentor, der lange Zeit den Verstand verloren hatte, sagen, wenn er herausgefunden hätte, dass sein bester Schüler sich in Träumereien von einem perfekten Auto verloren hatte?
Selbst es könnte gezähmt und den Bedürfnissen angepasst werden, aber der menschliche Körper, der durch Belastungen zerstört wird, kann nicht verändert werden. Zumindest noch nicht.
Versunken in seine Gedanken bemerkte Tachyon nicht, dass die Wissenschaftler im zuwinkten. Sie gingen eindeutig auf die Bar zu und riefen das Dawn’s Child zu sich. Für einen Moment fragte er sich, was er tun sollte — ihnen folgen oder in seine eigene Kammer zurückkehren und in Blaupausen ertrinken, und zum tausendsten Mal versuchen, das Abteil mit der lastreduzierenden Flüssigkeit zu modifizieren?
— Scheiß drauf, — murmelte Tachyon vor sich hin.
Wenn er sich jetzt nicht ablenken würde, würde er durchdrehen. Wer konnte wissen, dass nur eine Woche Zwangsurlaub — verdammtes Trauma, verdammte Raider — ihn von einem brillanten Boten der Dawn’s Children in einen Besessenen verwandeln würden?
Tachyon lächelte und nickte theatralisch, als er sah, wie sein Freund ihm mit einer Geste an die Bar lockte. Am Ende ist er doch immer noch ein Mensch.
— …Du hast es kaum angefasst. Wegen der Verletzung? — fragte ein Begleiter mitfühlend und nickte dem einzigen Glas mit orangefarbener Flüssigkeit zu, das an diesem Abend vor Tachyon gestanden hatte. Ein speziell entwickeltes Koffein-Stimulans (Alkohol war bei den Dawn’s nicht sehr willkommen, obwohl er hier ausgeschenkt wurde).
— In gewisser Weise, — antwortete der Bote schnell mit einem unachtsamen Lächeln. Seit seiner Kindheit wusste Tachyon um die unerklärliche beruhigende Anziehungskraft seines Lächelns und setzte es schamlos im Unterschlupf ein. — Wie kann ich es mir leisten, länger als gewöhnlich zu bleiben?
Das Biologenmädchen auf der anderen Seite des Tisches lächelte schüchterner als sonst, und Tachyon erlangte wieder Lebensfreude. Vielleicht...
— Deine Argumentation ist richtig,, — eine vertraute Stimme kam von irgendwo oben.
Tachyons Augen trafen die des Experten für innere Sicherheit.
— Komm hoch zur Kontrolleinheit. Der Bote der Steppenwölfe ist zu uns gekommen. Sieht so aus, als würdest du mit ihm bei den Firestarters bleiben.
Für einen Moment war die Welt um Tachyon verzerrt, und er fühlte sich wie im Cockpit der “Nova”, fühlte das raue Lenkrad unter seinen Fingern.
— Ich werde die Leitung nicht warten lassen, — der Bote, der gerade die lang erwartete Aufgabe erhalten hatte, lächelte seinen Begleitern zu und erhob sich vom Tisch.
Tachyon bemerkte nicht einmal, dass die Wunde in seiner Schulter nicht mehr schmerzte.